Ich fahre öfter mal eine Woche mit mir alleine in den Urlaub. Oder mache einen Ausflug mit mir selbst. Ich fahre dorthin, wo es mir gefällt, genieße das schöne Wetter und die Umgebung und lasse mich treiben. Im Urlaub freue ich mich natürlich total über das Meer, die Sonne und das Klima, das Essen und darüber, einfach mal ganz woanders zu sein. Oft werde ich gefragt, wie ich das schaffe. So ganz allein mit mir. Ob das nicht total frustrierend sei und langweilig. Ich gebe zu: Viel länger als eine Woche könnte ich auch nicht gut mit mir alleine aushalten ;-) Und ja klar, natürlich ist mir auch mal langweilig, oder ich bin traurig darüber, diese Erlebnisse mit niemandem teilen zu können. Trotzdem denke ich: Es ist schöner und erholsamer alleine und auch mal traurig in toller Umgebung zu sein, als zu Hause auf dem Sofa.
Meine Liebe kann niemanden retten
Naja gut, wenn ich zu Hause wäre, würde ich mich ja bestimmt auch mal verabreden, wie sonst auch. Aber eben: Wie sonst auch. Urlaub wäre dann nichts Besonderes, außer dass ich nicht arbeite in der Zeit. Und dann verbringe ich diese Zeit lieber ganz woanders. Ich bin sehr froh, dass ich das inzwischen kann. Ganz ehrlich. Und sehr dankbar. Es war ein langer Weg dahin und es gab Zeiten, da konnte ich gar nicht gut mit mir sein. Ich war unglücklich und habe geglaubt, dass es einen anderen Menschen in meinem Leben braucht, damit es mir gut geht. Ich war lange mit einem Alkoholiker zusammen. Das war, wie ihr Euch vorstellen könnt, definitiv keine entspannte Beziehung. Ich habe viel gelernt in und vor allem nach dieser Zeit. Und eines der wichtigsten Dinge ist, dass ich niemanden glücklich machen kann, der nicht selber Freude in sich trägt. Meine Liebe kann niemanden retten, ich kann niemanden verändern. Und so kann auch ich nicht erwarten, glücklich gemacht oder gerettet zu werden. Ich muss (oder kann ich sagen darf?) es selber tun.
Jetzt denkst Du vielleicht, dass der Sinn des Lebens doch nicht ist, alleine glücklich zu sein? Ich gebe Dir absolut Recht! Wir Menschen sind soziale Wesen, wir brauchen andere. Und es gibt Dinge, die gehen wirklich nur zu zweit (Wie ist das mit dem Song von Max Raabe "Küssen kann man nicht allein"? ;-)
Ich möchte hier auch keinen "glücklicher Single" - Artikel schreiben.
Erwartungen schaffen Abhängigkeit
Es geht um Erwartungen und Selbstliebe. Ich kann erwarten, dass der Mensch in mein Leben kommt, der mich glücklich macht. Ich kann erwarten, dass der Mensch kommt, der mit mir Urlaube und Freizeit verbringt. Ich kann erwarten, dass mir jemand das Leben schön macht. Ich kann das natürlich erwarten, dann warte ich aber wahrscheinlich verdammt lange und verpasse dabei ganz viele schöne Dinge des Lebens. Wenn ich mir keine Freude bereiten könnte, hätte ich nur Freude mit anderen Menschen. Das ist mir zu viel emotionale Abhängigkeit.
Versteht mich nicht falsch: ich liebe Gesellschaft, ich liebe es, wenn andere Freude an und mit mir haben und ich liebe es zu lieben und geliebt zu werden. Doch ich möchte das möglichst bedingungslos tun. Ohne Erwartungen an Freunde oder den Partner.
Ich mache glücklich ohne Gegenleistung
Wenn ich jemanden glücklich mache oder Spaß bereite, dann mache ich das ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Und für den Moment. Wenn mich jemand glücklich macht, dann erwarte ich nicht, dass er oder sie das ab jetzt immer tun muss. Es soll freiwillig geschehen. Und wenn die Freiwilligkeit bis ans Ende unseres Lebens ginge, würde mich das sehr freuen :-) Natürlich ist das nicht immer leicht und mal eben gemacht. Mir hilft die Zeit des Alleinseins, mich darin zu üben.
Also fahre ich alleine weg, koche mir etwas Schönes zu essen oder tanze in der Küche. Dabei geht es mir nicht immer gut. Dabei bin ich auch mal richtig traurig und natürlich ist das auch verdammt anstrengend, mein eigener Entertainer zu sein. Es gibt Tage, da weiß ich nichts mit mir anzufangen. Und dann entscheide ich eben, dass es völlig ok ist, wenn es mir mal nicht gut geht. Ich gebe mich dem hin. So wie ich mich der Freude hingebe. Und anderen Menschen. Wichtig ist auch hier im "Jetzt" zu sein. Die vermeintlich kleinen Dinge zu genießen. Trauer zu nehmen, wenn sie kommt. In dem Wissen, dass auch wieder Freude kommt.
Ich habe zu lange an der Seite eines Mannes gelebt, der nicht leben wollte, der sich täglich ein Stück weiter vom Leben entfernt hat. Der sich geklammert hat an meine Liebe, die doch nichts ausrichten konnte. Ich konnte ihn nicht retten. Er hätte es nur selber gekonnt. Ich habe mich zu lange an zweite Position gesetzt und darauf gewartet, glücklich gemacht zu werden. Darum möchte ich jetzt jede Sekunde dieses Lebens leben. In Freude und in Trauer. Möchte mich hingeben und Freude verschenken, meine Liebe ausdrücken und Glück empfangen. Mit mir allein und mit anderen. Und das wünsche ich Dir auch. Denn (er)warten zermürbt mehr, als am Strand in der Sonne nicht zu 100% glücklich zu sein. Aber zufrieden...
Meine Tipps für mehr Freude mit Dir:
So kannst Du lernen Deine Freude an und mit Dir zu erhöhen: - versuche jeden Tag eine Sache nur für Dich zu tun. Bereite Dir Freude. Wenn das dann schon gut klappt, verbringe einen Tag mit Dir selbst. Tue Dir Gutes. Genieße, was um Dich herum geschieht. Beobachte Deine Gefühle und lasse zu, wenn sie nicht immer freudvoll sind. Schon in der nächsten Minute kann die Freude zurück kommen. Vertraue. - Schalte den Fernseher oder das Radio mal aus und höre auf die Stimmen in Dir. Was würde Dir jetzt gut tun? Was würde Dir Freude machen, ohne die Ablenkung von Außen. Vertraue Deinem Impuls und tue es. - Schalte Deine Lieblingsmusik an und tanze. Für Dich ganz allein. Spüre, den Spaß in Dir. Sei albern, sei sexy, sei ausgelassen. Genieße Dich. - Koche Dir etwas richtig Leckeres und genieße nur für Dich. - Wenn Du es Dir schon zutraust, gehe alleine ins Kino, Theater oder ein Restaurant. Spüre, wie es Dir geht.
Ich bin mir sicher, dass Du anfängst, immer mehr Momente des Glücks zu empfinden, Dich noch besser zu kennen und echte Freude zu spüren. Viel Spaß dabei! :-)
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